Ich weiß, es kann Angst machen, sich der Herausforderung eines komplett veganen Lebens zu stellen. Veganer essen nicht nur keine tierischen Produkte, sondern achten meistens auch in anderen Lebensbereichen darauf, möglichst nichts zu konsumieren, was vom Tier kommt oder Tieren geschadet hat.
Wikipedia sagt:
„Veganer verzichten auf alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. Einige meiden darüber hinaus auch andere Tierprodukte (z. B. Leder) und lehnen weitere Formen der Nutzung von Tieren ab (z. B. Tierversuche).“
Das kann, insbesondere für Vegan-Newbies, ganz schön überfordernd sein. Wir Menschen tendieren dazu, sehr hohe Ansprüche an uns selbst zu stellen. Wenn wir diesen dann nicht gerecht werden, sind wir enttäuscht und geben häufig alle guten Vorsätze auf. Ich weiß, dass Veganismus teilweise wie eine eigene Wissenschaft wirken kann. Leider schreckt genau das viele ab, der veganen Ernährung bzw. dem Lebensstil drum herum überhaupt eine Chance zu geben. Alles, aus der Angst heraus, den „Anforderungen“ nicht zu genügen.
Ich bin der Meinung, dass jeder kleine Schritt, den wir in die richtige Richtung machen, wertvoll ist. Selbst wenn du dich noch nicht so wirklich, mit der 100%-igen veganen Lebensweise anfreunden kannst, zeige ich dir hier 5 Tipps, wie du trotzdem etwas tun kannst. Und das beste? Es wird dich vermutlich nicht viel Überwindung kosten. Es geht um die kleinen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Wenn jeder von uns eine „veganere Entscheidung“ im Alltag trifft, ist das schon so viel besser, als wenn niemand damit anfängt, weil alles viel zu überwältigend erscheint.
Es muss nicht immer schwarz oder weiß sein. Auch wer nur ein bisschen veganer lebt, leistet bereits einen wichtigen Beitrag zu weniger Tierleid und mehr Umweltschutz.
1. Pflanzendrink statt Kuhmilch
Der Markt für pflanzliche Milchalternativen ist mittlerweile wahnsinnig vielfältig. Es gibt Hafermilch, Sojamilch, Dinkelmilch, Reismilch, Mandelmilch, Lupinenmilch und noch so viel mehr. Und diese gibt es quasi in jedem Supermarkt zu günstigen Preisen zu kaufen. Oft liegt der Preis sogar unter dem, von einem Liter Kuhmilch.
Teste doch einfach mal aus, welche Milchalternative dir in deinem morgendlichen Kaffee oder Müsli am besten schmeckt! Alpro hat jetzt sogar eine neue Milchalternative mit dem Namen „not M*lk“ auf den Markt gebracht. Diese soll dem Geschmack von Kuhmilch sehr nahekommen soll. Sogar so sehr, dass viele Veganer sagen, dass ihnen die Milch zu sehr nach „Euter“ schmeckt 😂. Falls du den Geschmack von Kuhmilch magst, könntest du zum Beispiel dieser pflanzlichen Alternative eine Chance geben.
Für die Produktion von Pflanzendrinks muss keine Kuh leiden. Veganer nehmen keine tierischen Milchprodukte zu sich, da Milchkühe ausgebeutet werden. Sie müssen jährlich Kälbchen bekommen und sind dadurch quasi „dauerschwanger“. Das Kalb wird kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt, diese endet nach ungefähr fünf Jahren im Schlachthof. Die natürliche Lebenserwartung wären etwa 20 Jahre. Doch die Kühe müssen täglich bis zu 40 Liter Milch geben, damit das „System Milch“ wirtschaftlich ist. Normal wären in etwa 8 Liter Milch pro Tag.

2. Naturtrüben Saft kaufen
Herkömmliche Säfte sind oft nicht vegan. Ursprünglich sind Säfte und Wein eigentlich trüb, der Verbraucher trinkt sie aber lieber klar. Um die Getränke zu klären, wird oft tierische Gelatine verwendet. Diese wird aus Knochen und Haut von Tieren gemacht. Trotzdem muss diese Gelatine nicht auf dem Etikett angegeben werden, da sie nur ein sogenannter Produktionshilfsstoff ist.
Die naturtrüben Varianten von Säften sind in der Regel vegan, es wird keine Gelatine genutzt. Es gibt aber auch geklärte, vegane Säfte und Weine. Hier wird die Flüssigkeit mechanisch oder mit einem pflanzlichem Gelatine-Ersatz geklärt. Übrigens verwenden Bio-Hersteller auch selten tierische Gelatine.
Statt den klaren Säften, könntest du also zukünftig einfach zur trüben Variante greifen. Oder aber du suchst auf der Saft-Packung bzw. der Wein-Flasche nach einem gelben Vegan-Logo. Ein kleiner Schritt, der dein Leben bereits ein Stückchen veganer macht!

3. Auf Kosmetik ohne Tierversuche achten
Eigentlich sind Tierversuche für Kosmetik in der EU seit einigen Jahren verboten. Seit März 2013 ist es Kosmetikunternehmen verboten, Tierversuche für ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe durchzuführen oder in Auftrag zu geben. Ansonsten dürfen diese Produkte nicht in der EU vermarktet werden.
Trotzdem ermöglichen es einige Schlupflöcher, dass bestimmte Inhaltsstoffe weiterhin an Tieren getestet werden.
Zum Beispiel können Hersteller, die ihre Produkte auch außerhalb von Europa verkaufen, für die ausländischen Märkte weiterhin Tierversuche durchführen. So sind in China Tierversuche sogar vorgeschrieben. Dementsprechend kann man sagen: Alle Marken, die in China verkaufen, sind nicht tierversuchsfrei. Daher haben sich sogar einige Naturkosmetik-Marken vom chinesischen Markt zurückgezogen.
Wird Kosmetik als vegan bezeichnet, bedeutet das erstmal nur, dass das Produkt frei ist von tierischen Inhaltsstoffen. Trotzdem kann das Produkt enthalten, die irgendwann einmal an Tieren getestet wurden.
Es gibt jedoch drei Siegel, anhand dessen die Verbraucher tierversuchsfreie Kosmetik erkennen kann: Leaping Bunny, Hase mit schützender Hand und die Veganblume der Vegan Society. Letzteres garantiert auch gleichzeitig vegane Kosmetik, also ohne tierische Inhaltsstoffe. Außerdem gibt es auf der Website von PETA eine Liste, an die man sich halten kann.


4. Kleidung ohne Leder kaufen
Beim nächsten Jeanskauf einfach die Jeans auswählen, die kein Lederpatch hat – gar nicht so schwer, oder? Außerdem gibt es mittlerweile auch hochqualitative Lederalternativen aus Pflanzen. Kleidung oder Accessoires aus Ananasleder, Kaktusleder oder Pilzleder kommen immer mehr auf den Markt und sind optisch von tierischem Leder nicht zu unterscheiden.
Leder ist übrigens kein Abfallprodukt der deutschen Fleischindustrie. Die Ledergewinnung macht die Schlachtung der Tiere sogar profitabler.
Neben Fleisch ist Tierhaut das wirtschaftlich relevanteste Produkt der Schlachthäuser. Das heißt, der wirtschaftliche Erfolg dieser Unternehmen steht in engem Zusammenhang mit dem Verkauf von Tierhäuten zur Lederproduktion.
Außerdem kommt ein großer Anteil des „Made in Germany“-Leders aus dem Ausland. Denn die gibt nur darüber Auskunft, in welchem Land das Endprodukt gefertigt wurden
Die Herstellung von Leder ist nicht nur für Tiere, sondern auch für die Natur verheerend. Es wird sehr viel Wasser für die Produktion für Leder benötigt, daneben verschmutzen Gerberei-Zusätze wie Formaldehyd die Gewässer in den Produktionsländern wie Indien, Vietnam oder China.

5. Ökostrom-Anbieter wählen
Wie, Strom ist jetzt auch nicht vegan? Gut, ich gebe zu, das kommt etwas auf die Betrachtungsweise an. Konventioneller Strom wird vor allem in Atom- und Kohlekraftwerken erzeugt. Bei der Kohlekraft werden durch den Braunkohle-Tagebau großflächig ganze Landschaften und Wälder zerstört und damit heimischen Wildtieren ihr Lebensraum weggenommen. Doch auch bei Wind- oder Wasserkraftanlagen können Tiere zu Schaden kommen. Trotzdem gibt es auch hier Möglichkeiten. Bei Wasserkraftanlage können zum Beispiel Fischtreppen installiert werden und Windräder sollten in großem Abstand zu Vogelschutzgebieten aufgestellt werden. Photovoltaik-Anlagen gefährden den Lebensraum oder das Leben der Tiere nicht, vorausgesetzt die Anlagen wurden unter hohen ökologischen Standards produziert.
Durch einen Wechsel, zu einem veganfreundlichen Stromanbieter, kannst du die Energiewende unterstützen und sorgst dafür, dass gefährliche Atomkraft und klimaschädliche Kohleenergie bald der Vergangenheit angehören.
Anbieter von Ökostrom die veganfreundlich sind, sind zum Beispiel Vegawatt, Naturstrom, EWS und Greenpeace Energy.
Fazit
Wie du anhand dieser 5 Punkte Liste siehst, kannst du bereits mit kleinen Entscheidungen im Alltag etwas bewirken. Wenn du nach und nach diese veganeren Alternativen wählst, gestaltest du dein Leben bereits ein ganzes Stück nachhaltiger.
Manche Entscheidungen kosten vielleicht am Anfang etwas mehr Mühe und Überwindung, aber wenn du zum Beispiel ein veganes Waschmittel gefunden hast, kannst du immer wieder darauf zurückgreifen. Den Aufwand für die Recherche nach dem passenden Produkt hast du also nur einmal.
Und ich kann dir sagen, es fühlt sich einfach toll an, zu wissen, dass die Entscheidung, die man getroffen hat, kein Tierleid mehr verursacht und auch unseren Planeten ein Stück weniger belastet. Und das nur dadurch, dass wir unsere alltäglichen Entscheidungen etwas mehr hinterfragen.