Im Ernst, auch vegan sein ist nicht immer ein inneres Blumenpflücken. Ja, vegan sein hat unglaublich viele Vorteile! Aber wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Grade am Anfang sind mir einige Dinge schwergefallen und ich habe mich abundzu einfach überfordert gefühlt.
Wenn du dich grade mit dem veganen Lebensstil auseinandersetzt und dir eine ehrliche Review wünscht, welche auch die Problemseite beleuchtet – here we go! Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich dir nicht auch die passenden Lösungen dazu präsentieren würde. Nur rumjammern hilft ja bekanntlich keinem 😉
Hier bekommst du nützliche Tipps, wie du mit Herausforderungen beim vegan werden und vegan sein umgehen kannst. Denn was ist besser, als aus den Fehlern und Herausforderungen anderer zu lernen?
Einkaufen gehen, kann aufwändiger sein
Anfangs kann einkaufen gehen und alles was damit verbunden ist, wirklich sehr aufwändig sein. Ich gebe es zu, es kann sogar ganz schön nerven. Um eine Einkaufsliste zu erstellen, erfordert es als veganer Neuling erstmal Vorbereitung. Also, auf geht’s: Pinterest, vegane Food-Blogs und Kochbücher müssen nach Rezepten durchforstet werden. Wenn man sich dann auch noch vorgenommen hat, drei Mahlzeiten und 7 Tage zu planen, vergehen einige Stunden.
Der nächste Stopp: Supermarkt. Wo finden sich jetzt die ganzen Zutaten, die auf der Einkaufsliste stehen? Und oh, was ist das für ein neuer pflanzlicher Joghurt? Hallo Ablenkung und Impulskäufe 😂! Ich habe zu Beginn meiner veganen Zeit sehr viel Zeit damit verbracht, Etiketten zu lesen und nach Produktbewertungen im Internet zu suchen, während ich den Artikel in der Hand hielt.
Und ja, es hat mich ein wenig geärgert, dass sich mein ganzes Leben darum drehte, Mahlzeiten zu planen und dafür einzukaufen.
Die Lösung:
Man muss nicht alle Lebensmittel ausprobieren die auf Instagram gehyped werden – und vorallem nicht alle aufeinmal! Es kann ungemein helfen, wenn man neue Rezepte auswählt, deren Zutaten man weitestgehend bereits kennt und mag. Ja, ich weiß, es ist wirklich verlockend und man will am liebsten sich durch das ganze Ersatzproduktregal durchprobieren und alle exotischen Rezepte nachkochen.
Aber es muss wirklich nicht jeden Tag Acai-Smoothie Bowl, Jackfruit-Burger und Chiabrot sein. Mittlerweile integriere ich neue Produkte nur noch unregelmäßig in meinen Speiseplan. Nicht weil ich nicht neugierig auf die ganzen neuen Ersatzprodukte und exotischen Obst- und Gemüsesorten bin. Sondern weil ich wahrgenommen habe, dass es mich stresst, alles auf einmal ausprobieren zu wollen. Mittlerweile habe ich eine feste Auswahl an Lieblingsrezepten, auf die ich immer zurückgreifen kann. Ich kann nur jedem Vegan-Newbie raten, erstmal die Grundlebensmittel wie Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte zu finden, die schmecken. Darauf kann dann Schritt für Schritt aufgebaut werden. Rom wurde schließlich nicht in einem Tag erbaut, oder?
Der ganze Prozess der Rezept und Produktexperimente hat am Anfang etwas Zeit gebraucht, aber das macht es mittlerweile wesentlich weniger zeitaufwändig. Wenn ich etwas Neues ausprobieren möchte, dann nur, wenn ich auch ausreichend Zeit und Lust habe, neue Rezepte zu recherchieren.
Kochen benötigt viel Zeit
Diesen Punkt könnte man eigentlich noch zum obenstehenden Punkt dazu nehmen und einfach sagen: Vegane Ernährung ist, grade am Anfang, einfach etwas zeitintensiver. Es ist, als ob man neu kochen lernt. Es gibt neue Zutaten und unbekannte, exotisch anmutende Rezepte. Falls du dich noch an deine ersten Kochversuche als Kind oder Teenager erinnern kannst, weißt du vielleicht noch, dass diese anfangs auch ganz schön schiefgelaufen sind. Zumindest war das bei mir der Fall 😅
Zu Beginn hat das Erlernen der veganen Küche viel Zeit eingenommen. Das lag vor allem daran, dass ich streng nach Rezept gekocht habe. Viele Rezepte, die es im Internet zu finden gibt, sind sehr aufwändig gestaltet. Das kann das Essen zwar auch zu einem echten Geschmackserlebnis machen, aber es war auch viel aufwändiger als die Rezepte, die ich früher normalerweise zubereitet hatte. Dass das Kochen mehr Zeit beanspruchte, lag also gar nicht daran, dass sie jetzt pflanzlich waren, sondern, dass sie insgesamt aufwändiger waren.
Die Lösung:
Mit der Zeit habe ich mehr Übung bekommen, habe viele neue Lebensmittel ausgetestet und selbst Rezepte kreiert. Eigentlich genau so, wie ich damals auch kochen gelernt habe. Am Anfang hält man sich noch sehr ans Rezept. Mit der Zeit kommt das Gefühl für Zutaten, Gewürze und mögliche, schmackhafte Kombinationen.
Falls du berufstätig bist und nicht im Home-Office arbeitest oder studierst, kann ich dir empfehlen Meal-Prepping auszuprobieren. Das heißt, du bereitest dein Essen bereits für meherere Tage im Vorhinein zu. Ich koche auch häufig größere Portionen, damit ich noch Reste für die folgenden Tage übrighabe. Das bedeutet zwar ein wenig Nährstoffverlust, aber es ist trotzdem besser, als gestresst von der eigenen Ernährung und deren Zubereitung zu sein. Do what works best for you!
Es gibt keinen Käse
Jep, die harte Wahrheit. Käse ist etwas, bei dem vielen Personen der Verzicht sehr schwerfällt. Es hällt einige Menschen sogar davon ab, die vegane Ernährung überhaupt auszuprobieren!
Ich war zwar nie der Käsebrot-Liebhaber, ich hätte nicht gedacht, dass mir Käse überhaupt fehlt. Aber tatsächlich standen Feta und Frischkäse mehrmals die Woche auf meinem Speiseplan. Daneben gab es am Wochenende auch gerne mal Pizza oder einen mit Käse überbackenen Auflauf. Mein Käse-Konsum ist mir erst in meiner Übergangsphase zur pflanzenbasierten Ernährung aufgefallen. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich irgendwann einmal mein geliebtes „Frischkäse-Fässchen“ (da gibt es so eine Marke im Supermarkt 😅) aufgeben würde. Das zeigt, wie Milchprodukte tatsächlich süchtig machen können und auch ich davor nicht gewahrt war.
Die Lösung:
Veganen Käseersatz ausprobieren und nicht nach dem ersten und auch nicht nach dem 10. Versuch aufgeben. Die Unterschiede der verschiedenen Produkte sind wirklich bemerkenswert. Es gibt tolle Käse Alternativen, egal ob man von Feta, Frischkäse, Scheibenkäse oder Streukäse spricht. Die Unterschiede sind genau so groß, wenn man den Geschmack betrachtet. Von grausig bis super lecker – alles habe ich bereits probiert.
Viele Unternehmen arbeiten hart daran, die Rezepturen ihrer Produkte zu perfektionieren und Geschmack und Textur zu verbessern. Die Produkte, die immer zahlreicher in den Supermarktregalen stehen, werden wirklich immer besser! Respekt an alle, die bereits seit mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten vegan leben.
Unterm Strich musst du dich hier selbst durchprobieren. Besuche verschiedene Supermärkte in deiner Gegend und suche Alternativen, die dir schmecken. Wenn du etwas gefunden hast, freue ich mich übrigens, wenn du deine Empfehlungen mit mir auf Instagram teilst.
Jeder meint, bei deiner Ernährung mitreden zu dürfen
Selbst, wenn man sich nicht direkt als Veganer outen will, irgendwann bekommen es die meisten Mitmenschen mit, dass man sich pflanzlich ernährt. Darauf folgen teilweise besorgte Kommentare über den eigenen Gesundheitszustand. Mich haben Menschen schon gefragt, ob ich das wegen gesundheitlichen Problemen mache und ob ich weiß, was ich da tue. Mir wurde unmittelbar gesagt, dass der vegane Lebensstil ungesund, unnatürlich, restriktiv und schlecht für die Gesundheit wäre.
Woher kommt das? Wenn ich jemanden ein Schnitzel essen sehe, gehe ich doch auch nicht hin und frage ihn, ob er da eigentlich weiß, was er seinem Körper damit antut.
Über die vegane Ernährung wird in den gängigen Medien nur unzureichend, häufig auch falsch aufgeklärt. Die meisten Personen, beschäftigen sich nicht in diesem Ausmaß mit ihrer Ernährung, wie viele vegan lebende Menschen es tun.
Viele Mischköstler fühlen sich angegriffen, durch die bloße Anwesenheit eines Veganers. Dann kommt es auch mal zu bissigen Kommentaren. Der Grund für negativen Reaktionen ist das sogenannte „Meat-Paradox“. Dieses bezeichnet eine kognitive Dissonanz, die Fleischesser erleben, wenn sie ihre Ernährung und ihre Tierliebe in Einklang bringen müssen. Wenn wir Menschen in unseren Köpfen zwei miteinander unvereinbare Ansichten tragen und eine davon ausleben, verursacht das Stress. In diesem Fall wird dem Fleischesser vorgeführt, dass es andere Menschen nicht miteinander vereinbaren können, Tierfreund zu sein und tierische Produkte zu konsumieren. Der Fleischesser fühlt sich dadurch verurteilt.
Die Lösung:
Bestmöglich informiert sein. Das hilft nicht nur dir selbst, um deine vegane Ernährung so gesund und vollwertig wie nur möglich zu gestalten. Es kann auch deinem sozialen Umfeld helfen. Du bist in der Lage, mögliche vegan Mythen zu widerlegen und kannst kritische Fragen beantworten. Häufig ist die Intention, von diesen abschätzigen Fragen von Freunden und Familie, nur die Sorge um deine Gesundheit. Und dafür sollten wir eigentlich niemanden verurteilen, oder? Du bist diesen Menschen wichtig, und sie möchten nicht, dass du dir selbst Schaden zufügst. Sie wissen es einfach nicht besser, auch wenn sie es vielleicht behaupten 😉.
Wenn du dich zu einigen Mythen, wie zum Beispiel „vegan ist natürlich, der Steinzeitmensch hat auch Fleisch gegessen“ informieren willst, habe ich bereits einige Beiträge auf meinem Blog verfasst, die dir helfen können.
Anfeindungen
Es passiert, dass einige Menschen, das Gefühl haben von mir angegriffen zu werden, nur weil ich mich pflanzlich ernähre. Natürlich sind vegane Ernährung und der damit verbundene Lebensstil persönliche Entscheidungen. Sie haben grundlegend nichts mit dem sozialen Umfeld bzw. anderen Menschen zutun. Trotzdem haben andere Menschen immer wieder das Gefühl, sich wehren und verteidigen zu müssen, weil sie Fleisch und Milchprodukte konsumieren.
Wir Veganer greifen niemanden an, auch wenn es vielleicht Personen gibt, die dich anderes glauben machen möchten. Es liegt einfach in der menschlichen Natur und hat psychologische Zusammenhänge, dass unser Gegenüber das Gefühl hat sich zu verteidigen.
Das kann sich in verschiedenen Reaktionen äußern. Entweder erklären Menschen ungefragt, dass sie ihr Fleisch nur beim Metzger „um’s Eck“ kaufen, dass sie nur ganz selten Fleisch essen, oder sie gehen auf Angriff. In letzterem Fall darf man sich als Veganer mehr oder weniger sinnvolle Mythen und anti-vegan Argumente anhören.
Warum das ganze? Andere Kreaturen zu töten und sie anschließend zu essen, scheint grausam. Und trotzdem essen viele Menschen Fleisch, weil sie so weit davon entfernt sind, wirklich mitzuerleben, wie das Tier getötet und zu Wurst verarbeitet wirrd.
Rational scheint es eigentlich richtig zu sein, keine Tiere zu essen. Und trotzdem tun es viele Menschen. Ob aus Gewohnheit, Ignoranz oder Genuss. Wenn diese Personen dann aber eine vegane Person treffen, haben sie das Gefühl, dass sie sich irren.
Wenn die eigenen Überzeugungen (auch wenn diese nur unterbewusst sind) nicht mit dem Handeln übereinstimmen, fühlt sich das sehr unangenehm für uns Menschen an. In diesem Fall sind wir wieder bei dem oben genannten Phänomen der kognitiven Dissonanz.
Es wird immer Menschen geben, die dich kritisieren, egal um welches Thema es geht. Das kann deine Ernährung sein, aber auch deine Kleidung, deine Frisur oder deine Freunde. Es lohnt sich nicht, darüber nachzudenken, was andere Menschen über dich denken. Wenn du Kritik von Menschen bekommst, die dir nahestehen und die dir wichtig sind, dann setze dich mit ihren Argumenten auseinander und erkläre aus der Ich-Perspektive, warum du dich für diesen Weg entschieden hast. Es gibt ausreichend Möglichkeiten für ein harmonisches Miteinander, auch wenn man in manchen Lebensfragen unterschiedlicher Meinung ist.