Ein häufiger Grund, der gegen die vegane Ernährung als Kritikpunkt angeführt wird ist, dass die vegane Ernährung zu teuer beziehungsweise teurer als die herkömmliche Mischkost sei. Aber müssen vegan lebende Personen wirklich mehr Geld für ihre Ernährung einplanen, oder ist das auch einer dieser Vegan-Mythen?

In diesem Artikel gebe ich dir eine Antwort darauf, und erkläre dir auch, weshalb ein 1:1 Vergleich von veganen und nicht-veganen Produkten nur sehr schwierig funktioniert und wie sich Preise von Kuhmilch & Co. zusammensetzen.

Pauschalisierungen funktionieren nicht

Veganismus klingt oft wie eine teure, hippe Diätform, die sich nur Menschen in den oberen Gehaltsklassen leisten können.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Das kann, aber muss keinesfalls stimmen. Grundlegend hat der Faktor „vegan“ nichts damit zu tun, wie viel du für deine Ernährung im Monat bezahlst. Wenn du dich für die vegane Ernährung entscheidest, kannst du dich sehr günstig ernähren aber auch sehr viel Geld an der Supermarktkasse liegen lassen. Eine pflanzenbasierte Kost kann so teuer oder günstig sein, wie du willst. Das gilt aber auch für die herkömmliche Mischkost, die tierische Produkte beinhaltet. Es kommt immer darauf an, für welche Produkte sich der Konsument entscheidet.

Fertiggerichte, Chips, Marken-Limonade aber auch Bio-Produkte kosten meistens mehr, egal ob es sich um ein veganes Produkt handelt oder nicht.

Teure Ersatzprodukte

Vor allem Menschen, die grade auf die vegane/vegetarische Ernährung umsteigen oder versuchen ihren Fleischkonsum zu reduzieren, suchen nach Alternativen für Fleisch. Dabei ist das übrigens einer der häufigsten Fehler von Vegan-Einsteigern, dann ausschließlich auf Ersatzprodukte zu setzen.

Vegane und vegetarische Ersatzprodukte, die versuchen den herkömmlichen Produkten möglichst nahezukommen, finden sich mittlerweile sogar im Discounter. In der Tat sind diese Fleisch- und Käsealternativen meistens teurer als herkömmliche Fleisch- und Molkereiprodukte. Das können sogar Preissteigerungen von 50 bis 100% sein.

Deshalb sind vegane Ersatzprodukte so teuer:

1. Geringere Produktionszahlen
Mit vielen Ersatzprodukten wird weniger Geld umgesetzt, die Produktionsmengen sind kleiner als bei den tierischen Pendants. Kleinere Produktionsstrukturen bedeuten gleichzeitig einen höheren Preis.

2. Subventionierungen aus Steuergeldern für tierische Produkte
Als Subventionen werden Gelder bezeichnet, die der Staat an bestimmte Betriebe und Unternehmen auszahlt, um die Wirtschaft zu fördern. Ein Teil der Produktionskosten von zum Beispiel Fleisch wird durch Subventionen gedeckt. Tierische Produkte wie beispielsweise Milch wären teurer als pflanzliche Produkte, wenn die Rohstoff-Preise gleich wären und es keine staatliche Förderung mehr gäbe. Dementsprechend erscheinen pflanzliche Produkte, im Vergleich zu den geförderten tierischen Produkten, teurer.

3. Bio-Qualität
Vegane Produkte haben sehr oft Bio-Qualität. Das bedeutet, bei der Herstellung müssen verschiedene, höhere Anforderungen erfüllt werden. Dies sollte beim Preisvergleich berücksichtigt werden.

3. Bio-Qualität
Vegane Produkte haben sehr oft Bio-Qualität. Das bedeutet, bei der Herstellung müssen verschiedene, höhere Anforderungen erfüllt werden. Dies sollte beim Preisvergleich berücksichtigt werden.

4. Mehrwertsteuer
Auf Fleisch werden heute nur sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben, während der allgemeine Mehrwertsteuersatz aktuell bei 19 Prozent liegt. Dasselbe gilt für den Vergleich von Kuhmilch und veganen Milchalternativen.

Eine vegane Ernährung, die hauptsächlich aus hoch verarbeiteten Ersatzprodukten, Fertiggerichten und Fast Food besteht, kann also tatsächlich teurer sein als eine mischköstliche, nicht-vegane Ernährung. Verarbeitete Produkte sind praktisch immer teurer als frische Rohwaren. Das gilt nicht nur für die vegane oder vegetarische Ernährungsform.

Es stimmt also, dass eine vegane Ernährung mit vielen verarbeiteten Ersatzprodukten an der Kasse teurer sein kann als eine nicht-vegane Ernährung. Dies gilt jedoch für jede Form der Ernährung. Stark verarbeitete Produkte sollten eher als Genussmittel angesehen werden, welche selten auf den Tisch kommen, das schont gleichzeitig den Geldbeutel und ist besser für die Gesundheit.

Ein Blick in die Zukunft lässt aber trotzdem hoffen. Mit dem Wachstum des Marktes für vegane (Ersatz-)Produkte werden auch die Preise fallen. Es gibt nicht nur stetig mehr Menschen, die sich für die vegane oder vegetarische Ernährung entscheiden, sondern auch eine wachsende Anzahl an Flexitariern. Flexitarier zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur selten Fleisch (und Milchprodukte) konsumieren und dadurch auch offen für Alternativprodukte sind.

Die versteckten Kosten tierischer Produkte

Weniger oft werden die versteckten Kosten von Tierprodukten in die Gleichung der Kosten einer veganen Ernährung einbezogen. Klima-Effekte, Grundwasserbelastung, Land-Verbrauch für Futtermittel, Urwaldzerstörung, Verschmutzung der Weltmeere sind ökologische Kosten, die auf die nächsten Generationen zukommen werden. Aber was sind die Kosten für Umweltzerstörung, Klimawandel & Co? Würde man nur die heute abschätzbaren Kosten in den Preis der tierischen Lebensmittel einkalkulieren, müssten diese etwa das 10-20-fache kosten.

Ein Beispiel:

Ein Rind benötigt ca. 15 Kilo Soja in Form von Viehfutter, um ein Kilo Fleisch anzusetzen, welches der Verbraucher dann in Form von Steaks oder Würstchen auf den Grill legt. Stattdessen könnte man mit diesen 15 Kilo Soja auch etwa 30 Kilo Tofu herstellen. Der Verbraucher könnte also auch einfach statt dem Kilo Fleisch auch 30 Kilo Tofu essen. Ergo, mit weniger Produktionsaufwand könnten mehr Menschen auf der Welt ernährt werden. Eigentlich müsste Fleisch, gemessen am Ressourcenverbrauch, deutlich mehr kosten als Tofu. Aber wir wissen alle, in der Realität sehen die Preise anders aus. Billig-Fleisch kostet tatsächlich sogar weniger als Tofu.

Realitätscheck – Wovon ernähren sich Veganer wirklich?

Eigentlich unterscheidet sich die vegane Ernährungsform grundlegend nicht von anderen Ernährungsformen. Die Grundnahrungsmittel stehen im Vordergrund. Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Reis, Haferflocken, Vollkorngetreide, Obst und Gemüse sind nicht nur die wichtigsten Zutaten für eine gesunde und vegane Ernährung, sie sind auch preisgünstig zu haben.

Fleischalternativen stehen häufig im Fokus, wenn es um die Diskussion um die pflanzenbasierte Ernährung geht. In der Realität kommen diese Produkte bei den meisten Langzeit-Veganern nur selten auf den Teller. Fleischalternativen sind großartig für besondere Anlässe, wie z.B. das Grillen mit Freunden. Sie eignen sich auch gut, um den Übergang auf die vegane Ernährung einfacher zu gestalten. Sie sind aber nicht das Hauptelement einer veganen Ernährung, wovon viele Vegan-Newbies, Fleischesser und Vegan-Kritiker zuerst einmal ausgehen. 

Wenn du dich, gesund und naturbelassen ernähren willst und dazu noch gerne kochst, ist es sehr einfach möglich, deine vegane Ernährung auch kostengünstig zu gestalten.

Spartipps für die vegane Ernährung

Es muss nicht immer Bio sein

Natürlich kannst du deinen ganzen Wocheneinkauf im Bioladen erledigen. Aber dir steht auch die Möglichkeit offen, im Discounter einzukaufen.

Produkte aus biologischem Anbau sind teilweise bis zu 50 % teurer als konventionelle Produkte. Aber, es muss auch nicht immer Bio sein.  Viele Obst- und Gemüsesorten aus der Region sind nicht von starken Pestizidbelastungen betroffen. Wenn du dich hier etwas informierst, kannst du sogar genauso gesund einkaufen, obwohl das Bio-Siegel auf dem Produkt fehlt. Außerdem lohnt es sich, beim Discounter in der Obst- und Gemüseabteilung nach der Vielfalt an Bioprodukten Ausschau zu halten. Auch hier steigt das Angebot stetig.

Zuhause essen/Meal-Prepping

Selbst zu kochen ist immer günstiger, als im Restaurant essen zu gehen, beim Lieferservice zu bestellen oder Fertiggerichte zu kaufen. Wenn du für Schule/Universität/Arbeit vorkochst, sparst du dir jede Menge Geld. Super Nebeneffekt: Du weißt, was du für dieses Geld auf deinem Teller liegen hast. Diese Grundregel betrifft natürlich nicht nur Veganer, sondern genauso alle anderen.

Verzichte auf Ersatzprodukte

Wie bereits oben erwähnt, teuer wird die vegane Ernährung besonders durch den häufigen Konsum von Ersatzprodukten. Versuche diese nur möglichst selten zu kaufen. Es gibt tolle Rezepte aus vollwertigen Lebensmitteln, du könntest dir z.B. deine Burgerpattys aus Gemüse selbst machen! Grundnahrungsmittel sind außerdem immer kostengünstig zu haben. Wenn du lernen möchtest, wie du es schaffst dich pflanzlich, ohne Ersatzprodukte zu ernähren, lies in diesem Blogbeitrag mehr darüber.

Vegane Nudeln gibt’s für unter 50 Cent, und eine große Dose Kichererbsen beim türkischen Supermarkt kostet ebenfalls unter einem Euro. Auch Vollkornbrot und Brötchen sind meistens vegan und nicht teuer.

Übrigens, auch teure Superfood-Trends musst du nicht mitmachen. Wir haben zu fast allen exotischen Getreidesorten und Früchten eine heimische Alternative, die nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt schont. 

Fazit

Eine rein vegane Ernährung muss nicht automatisch teurer sein als eine herkömmliche mischköstliche Ernährung.

Vegan kann teuer sein, muss es aber nicht! Wie bei jeder anderen Ernährungsform liegt es daran was eingekauft wird. Stark verarbeitete Produkte wie Ersatzprodukte sind teurer, naturbelassene Grundnahrungsmittel wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse sind preisgünstig. Mit einfachen Tricks und dem Wissen, dass Ersatzprodukte bei in der Praxis nur selten auf dem Speiseplan stehen sollten, kann eine Menge Geld eingespart werden.

Das Vorurteil, dass die vegane Ernährung teuer ist, entsteht aus Unwissenheit. Diese Aussage berücksichtigt außerdem auch nicht die Folgekosten einer Ernährung mit Fleisch- und Milchprodukten. Die Produktion dieser Lebensmittel ist wesentlich Ressourcenintensiver, das heißt, sie benötigt mehr Land, mehr Wasser und zusätzliche Pflanzen zur Fütterung der Tiere. Wenn man Folgekosten für Umweltzerstörung, Klimawandel & Co in den Endpreis mit einkalkuliert, die auf nachfolgende Generationen zukommen werden, sind die realen Kosten von tierischen Lebensmitteln bis zu 20-fach höher.

Die Preisdifferenz von veganen Ersatzprodukten und den tierischen, konventionellen Äquivalenten klafft weit auseinander. Der Grund liegt oft in der unterschiedlichen Besteuerung (Stichwort Mehrwertsteuer) und in der Subventionierung von tierischen Produkten wie Milch und den daraus hergestellten Lebensmittlen.

Genau wie bei jeder anderen Ernährungsform liegt es am Ende auch beim Veganismus immer an dir selbst, ob du teuer einkaufst oder durch ein paar einfache Tricks und Wissen eine Menge Geld sparst.