„Ja also vegan ist ja schön und gut, aber weshalb müssen die denn dann Fleischersatz Produkte essen, wenn sie eigentlich auf Fleisch verzichten wollen?“ Mit dieser Frage sieht sich irgendwann mal jeder Veganer konfrontiert. Ja öhm.. und warum denn eigentlich? Dürfen wir Veganer das überhaupt?

Ich beleuchte in diesem Artikel das Phänomen Ersatzprodukte und erkläre dir, weshalb du dich von dieser Frage nicht unterkriegen lassen musst.

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Was sind (vegane) Ersatzprodukte?

Da Veganer neben Fleisch auch auf Fisch, Milchprodukte und Eier verzichten, gibt es sehr viele Alternativprodukte, die das bekannte tierische „Original“ auf rein pflanzlicher Basis immitiert. Ersatzprodukte ähneln Wurst, Käse, Milch und Co. in Aussehen, Geschmack und Konsistenz. Pflanzendrinks wie Soja-, oder Hafermilch sind dabei das wahrscheinlich bekanntesten Ersatzprodukt. Daneben gibt es auf dem Markt zahlreiche weitere pflanzliche Alternativen wie Wurst aus Soja, Hackfleisch aus Sonnenblumen oder Käse auf Kokosnussbasis.

Die Vorteile veganer Ersatzprodukte

First things first: Ersatzprodukte müssen nicht Bestandteil einer veganen Ernährung sein, du kannst dich problemlos auch ohne Fleisch- und Käse-Imitate gesund vegan ernähren.

Der bedeutenste Vorteil von veganen Ersatzprodukten ist, dass sie die altbekannten, tierischen Lebensmittel imitieren. Dementsprechend können auch vegan lebende Personen in den Genuss von Schnitzel, Chicken Nuggets und Co. kommen.

Es gibt viele Personen, die sich ein Leben ohne ein konkretes Produkt nicht vorstellen können. In meinem Fall war es Frischkäse als Brotaufstrich. Das ist prinzipiell nichts anderes als eine anerzogene, kulinarische Gewohnheit. Wir alle nehmen Essgewohnheiten aus Kindheit und Elternhaus auf und nehmen sie in unseres weiteres Leben mit, wenn wir ausziehen.

Genau für diese Fälle eignen sich Ersatzprodukte hervorragend, denn sie sind eine wahnsinnige Erleichterung für den Umstieg auf eine pflanzliche Ernährung.

Dabei stellen sie im Vergleich zum tierischen Original die bessere Wahl dar, denn sie bringen aus ethischer, ökologischer und gesundheitlicher Perspektive einige Vorteile mit. Sie enthalten beispielsweise kein Cholesterin und kaum gesättigte Fettsäuren.

Wer also gelegentlich zur veganen Bratwurst greift, statt zur Schweinswurst, tut gleichzeitig in vielen Bereichen etwas Gutes.

Die Nachteile veganer Ersatzprodukte

Ersatzprodukte sind meistens stark industriell verarbeitet. Wer auf eine gesunde und vollwertige Ernährung achtet, sollte dererlei Produkte nur in Maßen verzehren.

Ich mache mir hier in diesem Bereich die 80-20 Regel zu Nutze. 80% meiner Ernährung bestehen aus vollwertigen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide. In den verbleibenden 20% sind dann noch genug Platz für die eine oder andere vegane Nascherei.

Meistens sind diese veganen Alternativen reich an Kalorien, dafür aber eher arm an wertvollen Nährstoffen. Sie enthalten oft viel Zucker, Salz und zugesetztes Fett – dazu kommt eine lange Liste an Zusatzstoffen.

Ersatzprodukte sind lecker und können langfristig helfen, der veganen Ernährung treu zu bleiben. Im Vergleich zu vollwertigen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide sind sie vorrangig eher ungünstiger zu bewerten.

Die Unterschiede sind jedoch sehr groß, je nachdem welches Produkt gewählt wird. Vegane Milch oder Joghurtalternativen kommen mit wenig Inhalts- und Zusatzstoffen aus und können ohne Bedenken täglich verzehrt werden. Ein veganes Schnitzel mit vielen Zutaten, einem hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Salz dahingegen eher nur zu besonderen Gelegenheiten.

Aber warum essen Veganer denn jetzt Fleischersatz?

Die meisten Veganer haben sich den Großteil ihres Lebens mischköstlich ernährt. Sie sind mit dem Geruch, Geschmack und der Zubereitungsart von tierischen Lebensmitteln aufgewachsen. Und ja, die meisten Veganer mochten auch den Geschmack von Fleisch, Eiern und anderen Produkten tierischen Ursprungs.

Das Ganze ist übrigens nicht nur in unserer Erziehung sondern auch in unserer Biologie verankert. Wenn wir Menschen fettig und proteinreich essen, setzt unser Körper Botenstoffe aus, die Glücksgefühle auslöst. Es ist also normal, dass auch Veganer proteinreiche und fettige Speisen lieben, statt immer nur an der Klischee-Möhre knabbern zu wollen.

Der Unterschied ist: Veganer möchten nicht die Konsequenzen tragen, die mit diesem Genuss einhergehen. Sie möchten nicht schuld daran sein, dass Tiere ihretwegen leiden oder sterben müssen.

Fleischersatzprodukte schmecken ähnlich und verursachen kein Leid. Die Formen von Veggie-Wurst und Sojaschnitzel sind bekannt und können identisch zum tierischen Produkt zubereitet werden. Nur weil man sich für eine pflanzliche Ernährung entschieden hat, muss das nicht bedeuten, dass man sein Brot nicht mehr mit einer Wurstscheibe belegen möchte.

Ist das nicht klasse, dass wir jetzt auch Lyoner und Frischkäse essen können, wegen denen keine Tiere gestorben sind?

Die Frage, die sich viel eher stellt: Warum halten Fleischesser noch an tierische Produkten fest, wenn es ähnlich schmeckende, tierleidfreie Produkte gibt?

„Ich baue mir doch auch kein Salatblatt aus Hack“

Da war mal wieder ein ganz witziger Zeitgenosse unterwegs. Um dieses oder ähnliche Argumente zu entschärfen, helfen ein paar Gegenfragen.

Wie sieht es denn aus mit Scheuermilch oder Fleischsalat?

Warum sollte eine bestimmte Form nur Fleisch vorbehalten sein?

Wer hat denn irgendwann entschieden, dass es anscheinend ein Patent auf pürriertes Fleisch in einem Tierdarm gibt?

Mit „Natürlichkeit“ hat das ganze bei weitem nichts mehr zutun, schließlich sieht ein getötetes Tier ganz und gar nicht so wie das aus, was wir in der Frischetheke kaufen können. Schließlich wächst die Wurst nicht direkt am Schwein, sondern wird durch Verarbeitung und das Hinzumischen von Gewürzen industriell hergestellt.

Bestimme Formen wie die Wurstscheibe oder ein Würstchen auf dem Grill haben sich jahrzehntelang etabliert. Es ist also nicht nur lecker sondern auch praktisch.

Und etwas, was dem Hack-Salatblatt Zeitgenossen bei Gelegenheit auch gerne mitgegeben werden darf: Die meisten Veganer essen nur selten Ersatzprodukte. Tatsächlich ist der durchschnittliche Käufer von veganen oder vegetarischen Alternativprodukte die Gruppe der sogenannten Flexitarier zuzuordnen, also Personen, die versuchen weniger Fleisch und tierische Produkte zu essen.

Wir brauchen vielleicht keine mit Lachs-Aroma versehene, dreifach verpackte und hauchdünngeschnittene Karotte aber es erleichtert tausenden von Menschen den Umstieg auf eine pflanzlichere Ernährung. Und wenn das dazu beiträgt, weniger Leid und Missstände auf dieser Erde zu verursachen, sollten das alle befürworten.

Hier kommen noch einige weitere Fakten, die für den Verzehr von Ersatzprodukten sprechen:

 

  • Fleischalternativen machen den Umstieg leichter.
  • Die Basis von veganen Alternativprodukten ist vielfältiger. Sie stammen nicht einfach nur von Rind, Schwein oder Huhn sondern aus zich verschiedenen Pflanzen wie Lupine, Soja, Weizen, Mandeln, Kokosnüssen etc.
  • Durch Alternativen können Veganer auch an gesellschaftlichen Ereignissen z.B. dem Grillfest teilnehmen, ohne auf etwas verzichten zu müssen.
  • Durch Ersatzprodukte essen auch Mischköstler die sich flexitarisch ernähren weniger tierische Produkte und helfen damit, das Tierleid zu reduzieren und Ressourcen auf unserem Planeten zu sparen.